Spiegellos glücklich mit der Fujifilm X-Serie

Eigentlich... ...wenn ein Beitrag schon so anfängt, dann kam alles anders. Also, eigentlich suchte ich nach einer Möglichkeit alte Objektive an Digitalkameras zu nutzen. Eine Spiegelreflex kam dafür nicht in Frage, denn der entsprechende Adapter hätte eine Korrekturlinse gehabt. Diese ist nötig, verschlechtert aber die Leistung des Objektivs. Immerhin sind meine alten Objektive von Zeiss und diese Qualität wollte ich erhalten. So fiel mein Blick ins Lager der Systemkameras, das sind digitale Kameras mit Wechselobjektiven.  Hier braucht der Adapter keine zusätzlichen Linsen, die Leistung einer Optik bleibt also erhalten.

Ein hervorragendes Zeiss aus alten Tagen.
Die Entscheidung fiel auf eine günstige, gebrauchte Fujifilm X-E1. Auflösung und Sensorgröße (APS-C) entsprechen meinen Spiegelreflexen. Doch die Fuji ist viel kleiner und besitzt einen elektronischen Sucher. Im Sucher befindet sich schlicht und ergreifend ein Monitor. Nach dem Auspacken und ersten Testschüssen, stand erstmal ein Firmware-Update an - völlig problemlos. Nach dem Update zeigte die Kamera im Sucher sogenanntes "Focus-Peeking" - beim manuellen Scharfstellen werden die scharfen stellen im Sucherbild durch eine Umrandung angezeigt. Dabei ist genau zu erkennen welcher Teil eines Objektes in der Schärfe liegt. Da meine alten Linsen manuell sind, versprach dies eine gute Hilfe zu werden.

Der erste Einsatz, war so nicht geplant. Auf einer Hochzeit hatte ich die Kamera dabei um evtl. mal ein paar Bilder von nicht so entscheidenen Situationen zu machen. Doch das kam anders. Etwa ein Drittel der Aufnahmen entstand schließlich mit der Fuji. Schnelles Scharfstellen und dazu fast geräuschlos auslösen, das war der Hammer.  Und so kam auch mein Zeiss 2,8/85mm zu ehren. Es stammt noch aus den Zeiten der Contax und Yashicas (aktuell nicht mehr am Markt) und ist immerhin "Made in Western Germany:" Endgültig Feuer gefangen habe ich beim betrachten der Bilder am Rechner. Fujifilms Filmsimulationen zaubern Farben wie zu alten analogen Zeiten mit hervorragenden Hauttönen.

Retro-Look, sehr übersichtlich.
Ein weiterer Grund für die Fuji war der "Retro-Look." Das Gehäuse besitzt ein Verschlusszeitenrad - wie in alten Zeiten. Ich hatte schon mehrfach festgestellt, dass ich mit den digitalen Anzeigen von Blende und Zeit im Sucher eher nicht gut zurecht komme. Bei einem Einstellrad oder einem Blendenring reicht ein flüchtiger Blick, um zu sehen "ob es passt." Vielleicht bin ich auch einfach altmodisch oder altersweitsichtig. Tatsächlich arbeite ich aber schneller, trotz Verzicht auf den AF. Natürlich bietet die Fuji X-E1 Autofocus mit den Fujinon-Objektiven.

Klein, leicht, unauffällig - so würde ich meine Erfahrungen in der Streetfotografie zusammenfassen. Manchmal scheint es als würde ich mit der "Kleinen" gar nicht ernst genommen. Da auch eine große, dicke Fototasche entfällt, bin ich um so unauffälliger. Die gute High-ISO-Performance und der Dynamic-Range lassen den Fotografen in keiner Situation im Stich. Zu dem zeigt der Monitor das Bild bereits mit der eingestellten Belichtung, also so wie es nachher aufgenommen wird. Meine Standartausrüstung für unterwegs besteht derzeit aus einem 12mm-Weitwinkel (entspr. 18mm VF) und ein 85mm-Tele (entspr. 135mm VF). Und offen gegesagt, ich nehme sie viel öfter mit. Freue mich schon auf den nächsten Urlaub oder die nächste Städte-Tour.


Im Studio ist es im Sucher erst einmal duster. Klar, die Einstelllichter der Blitzanlage sind viel dunkler als der abgestrahlte Blitz.  Das lässt sich aber schnell ändern. Mit einigen Klicks im Menü ist die Belichtungsvorschau ausgeschaltet und auch im dunklen Studio ist das Sucherbild wieder hell. Dank Focus-Peeking und Sucher-Lupe lässt sich bei Portraits exakt auf die Augen scharfstellen, auch bei extrem geringer Schärfentiefe. Weil die Kamera im Sucher kurz das aufgenommene Bild zeigt, hat der Fotograf alles unter Kontrolle ohne das Auge von der Kamera zu nehmen. Eine klare Erleichterung, der Blick auf das Display kann entfallen, denn auch die Lupe funktioniert, um beispielsweise die Schärfe nachträglich zu kontrollieren. Ich hatte selten so viele, so gute Ergebnisse.


Erwähnen will ich noch das Quick-Menü - der Name spricht Bände. Alle wichtigen Einstellungen sind auf einen Knopfdruck und auf einen Blick unter Kontrolle. Und Nachteile? Sicher, der elektronische Sucher verzögert minimalst die Darstellung. Aber eine Auslöseverzögerung haben sowieso alle Kameras und so ist nur eine Sache der Gewohnheit, diesen Bruchteil einer Sekunde im Auslösefinger zu haben. Der Akku-Verbrauch ist nicht auffällig und die Akkus klein, so passen ein paar mehr in die Tasche. Mir hat dieser "Versuchskauf" durchaus viel Spaß an der Fotografie zurückgebracht.